Ist Sehnsucht eher treibender Motor oder toxische Bremse? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, im Zwielicht. Wie alles Menschliche, so ist auch die Sehnsucht komplex. In Teil II ging es um die Entstehung von Sehnsucht, das Mangelgefühl, Sucht und Schicksal. In diesem Artikel kannst Du etwas über Selbstermächtigung lesen und darüber, ob Dich Sehnsucht vom Wollen zum Machen führen kann.

Gefügig durch Sehnsucht
Wenn Du bedenkst, dass Sehnsucht früher als Krankheit galt- wie kommt es, dass sie heute eher gefeiert wird? Dass sie als treibende Kraft, als Motivator gilt? Wir leben in einer Suchtgesellschaft, da gehört es zum guten Ton Sehnsucht positiv zu bewerten und somit zu kultivieren. Allein die Alkoholindustrie verdient Millionen an unseren verklärten Ansichten. Nur so viel sei hier erwähnt: Alkoholsucht und Sehnsucht weisen gewisse Gemeinsamkeiten auf und können sich gegenseitig bedingen. Fest steht, dass unzufriedene abhängige Menschen gefügiger und manipulierbarer sind. Sie treffen keine eigenen Entscheidungen, passen sich an und funktionieren. Sehnsucht kann angeblich helfen mit der eigenen Unfertigkeit, Verlusten und nicht-perfektem Leben umzugehen, oder dem Leben eine Richtung geben. Wie das? Und warum? Wer sehnsüchtig und unzufrieden ist, bereitet den perfekten Nährboden für weitere Süchte. Weiterhin kann Sehnsucht als Antrieb und Motor fungieren, da meist ein starkes Wollen dem Gefühlscocktail beigemischt ist. Vielleicht ist es auch oftmals eher ein Müssen.
Selbstermächtigung
Es gab Zeiten, da wurde angenommen zum Lernen wäre ein gewisser Druck gut, auch in Form eines Rohrstocks den Lernende zu spüren bekommen, sobald sie Fehler machen. Vorherrschend ist dann Angst. Dieser Ansatz ist nicht mehr zeitgemäß und widerlegt. Und trotzdem hält sich hartnäckig die Denkweise, in der Druck mit Antrieb gleichgesetzt wird. Einige Menschen funktionieren gut unter Druck. Es kann also sein, dass Dich Deine Sehnsucht so unter Druck setzt, dass Du ins Handeln kommst. Der Schmerz und die Angst treiben Dich voran. Du funktionierst.
Hast Du selbst Macht über Deine Entscheidungen, wenn Du das Gefühl hast sie aus Angst treffen zu müssen? Entsteht hier Raum für Selbstermächtigung? Hast Du Mut, Kraft, Freude und Energie? Du bist schwach, wenn Deine Motivation Dich bestimmt und nicht Du Deine Motivation. Du bist passiv, wartest sehnsüchtig und verbleibst in einer Art Opferhaltung. Mit sehnsüchtigem Blick schaust Du in die Welt hinaus. Du würdest so viel verändern wollen. Wenn Du nur könntest.
Vom Wollen zum Machen
Und wie kommst Du nun vom Wollen zum Machen? Aus Sehnsucht können durchaus konkrete Pläne und Handlungen entstehen. Nach den bisherigen Ausführungen ist allerdings fraglich, von welcher Qualität sie für Dich und Dein Leben sein können. Wie nachhaltig sie sind. Was für ein Gefühl es sein wird, wenn Du Dein ersehntes Ziel erreicht hast. Es wird gesagt, dass es wichtig sei, Sehnsuchtsgefühle zu kontrollieren, da sie sonst zu Melancholie führen könnten. Wie leidenschaftlich ist kontrolliertes sich Sehnen? Ist es dann überhaupt noch Sehnsucht? Wichtig scheint doch vor allem zu überprüfen, welche unerfüllten Bedürfnisse dahinter stecken. Und ob Du bereit bist für (D)ein unabhängiges Leben, in dem Du selbst den Hut auf hast. Ein Leben, in dem Dein Antrieb und Motor nicht in einer schmerzhaften Gewohnheit besteht, von der Du glaubst sie zwanghaft wiederholen zu müssen. Vielleicht findest Du eine andere Motivation. Kein Getrieben-Sein. Keine Verzweiflung. Kein Wahnsinn. Vielleicht Wünsche, Träume, Hoffnungen, Verlangen. Oder Ziele. Was treibt Dich an? Was tust Du, wenn Du die Macht über Dein Leben hast? Wie fühlt es sich an, wenn Du unabhängige eigenständige Entscheidungen triffst? Was gibt Dir den Mut und die Kraft um vom Wollen zum Machen zu gelangen?
Schreib gern einen Kommentar darüber, was Dir dazu einfällt.
Was Sehnsucht alles ist, kannst Du in Teil I nachlesen und Teil II handelt davon, woher Sehnsucht kommt, von Mangelgefühlen, Sucht und Schicksal.
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