Ein Artikel über Profit, Freiheit und darüber, wie Alkohol Schmerz konserviert und Auslöser für Depressionen und Angstzustände sein kann.

Alkohol auf Geländer

Harmloses Genussmittel oder gefährliche Droge?

Es ist wieder Zeit für Weihnachtsfeiern, WM, whatever- Zeit für Glühwein, Bier und Co. Eigentlich gibt es für Alkohol immer einen Grund und wenn nicht, dann kann einer geschaffen werden, oder? Und dann vielleicht ein Dry January oder andere Pausen in denen Du Dir beweisen kannst, dass es auch ohne Alkohol geht. Wie auch immer Deine Einstellung dazu ist, ich bin mir sicher dass Du irgendeinen Anknüpfungspunkt zum Thema hast, denn Alkohol ist quer durch alle Gesellschaftsschichten präsent, und sogar als konstitutiver Bestandteil erwünscht und der Konsum wird gepflegt. Auch bekannt als Freund und Retter in der Not, Lockermacher, Painkiller und vieles mehr, wird er oft verharmlost und schöngeredet. Wir leben in einer Suchtgesellschaft. Zu Feierlichkeiten, zum Abendessen, zum Feierabend- zu so vielen Gelegenheiten gehört Alkohol scheinbar dazu. Er ist überall als Genussmittel beworben, ist legal, ständig verfügbar und insgesamt recht günstig zu erwerben. Du trinkst ein paar Bier oder ein Glas Wein zum Entspannen? Oder Dein Leben kommt Dir langweilig und eintönig vor, Du möchtest ausbrechen und etwas Kontrolle abgeben, vielleicht mutiger sein? Auch dafür ist Alkohol ein gern gewähltes Mittel. Und es scheint auch oft lange zu funktionieren. Es ist nicht verwerflich und Du bist ganz sicher nicht allein.

Das Milliardengeschäft der Alkoholindustrie

Laut des Bundesministeriums sind rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland alkoholabhängig, und es wird von 74.000 Todesfällen jährlich ausgegangen. Weitere Daten, Zahlen und Fakten dazu sind an anderer Stelle1 nachzulesen. Natürlich bist Du nicht gleich abhängig, nur weil Du mal ein Glas Wein trinkst. Aber wie bewusst tust Du das? Und ab wann beginnt die Sucht? Es gibt Studien die belegen, dass gemäßigter Alkoholkonsum besser sei als Abstinenz. Dass Alkohol Spermienproduktion, Fruchtbarkeit, Entspannung und Wohlbefinden steigert. Wenn wir ehrlich sind: Es gibt für alles Studien. Wer suchet der findet. Interessant ist vor allem sich die Macht der Alkoholindustrie vor Augen zu führen, denn Alkohol bringt jährlich eine dreistellige Milliardensummen ein. Ich möchte hier Island als Beispiel erwähnen, wo es durch Eingreifen des Staates möglich wurde den Alkoholkonsum von Jugendlichen von 42 % auf 5 % abzusenken. Könnte man sagen, da mischt sich der Staat zu viel ein? Was sind die Folgen, für die Bevölkerung, für den Staat? Wer profitiert wie, in Deutschland und in Island? Hier eine kleine Idee am Rande, an alle Gesellschafts- und Systemkritiker*innen, Freiheitsliebende und anderweitig Verändern-Woller*innen: Schafft euch doch Mal die Alkoholindustrie auf den Radar.

Eine der häufigsten Behinderungen in Deutschland entsteht durch Alkohol

Eigentlich ist es ziemlich offensichtlich, dass hier mit einem gefährlichen Suchtmittel Profit gemacht wird. Ein weiteres Beispiel: Was weißt Du über FAS? Vermutlich hast Du über das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) bisher nicht so viel gehört, denn dafür dass pro Jahr mindestens 10.000 Kinder mit FAS zur Welt kommen, wird doch ziemlich wenig darüber informiert. Das ist schon sehr bezeichnend, denn FAS ist damit eine der häufigsten angeborenen Behinderungen in Deutschland, die verhindert werden könnte, wenn Frauen während der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken würden. Wären diese Informationen bekannter, könnte es vielleicht mehr zum Nachdenken, und somit zu weniger, oder zumindest bewussterem Konsum führen. Aber wie klingelt dann die Kasse..?

Alkohol konserviert

Ich möchte Dich hier nicht bekehren und doch habe ich eine Meinung. Und eine Geschichte. Abgesehen davon, dass ich für einen bewussteren Umgang mit Alkohol plädiere, möchte ich hier vor allem auf etwas aufmerksam machen und zwar ganz einfach gesagt: Alkohol konserviert. Was meine ich damit? Ich meine, dass Alkohol Deinen Schmerz und Deine schlechten Gefühle nicht lindern kann, sondern sie eher haltbar macht, und sie sogar verstärkt. Unzufriedenheit und Mangeldenken sind Nährboden für Süchte aller Art. Und Sucht beginnt im Kopf. Sehnsucht nach etwas. Der Konsum von Alkohol ist oft der Versuch Schmerzen zu lindern oder davon abzulenken. Umso häufiger Du das tust, umso mehr entwickelt sich ein Muster der Gewohnheit. Immer wenn Du Schmerz, Angst oder Ohnmacht fühlst, greifst Du zum Alkohol um Dich zu betäuben. Vielleicht ahnst Du manchmal, dass etwas an Deinem Alkoholkonsum Dir nicht gut tut, Du hast ein schlechtes Gewissen oder schämst Dich. Ein Kreislauf entsteht. Somit bekommt Alkohol auf Dauer eher die Funktion einer Bremse.

Psychische Folgen von Alkoholkonsum

Es ist bekannt, dass übermäßiger Alkoholkonsum zu Abhängigkeit und Krankheiten führen kann. Zu Risiken und Folgen informiert zum Beispiel die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. Alkohol – Alkohol (dhs.de) Weniger bekannt und präsent sind häufig die psychischen Beeinträchtigungen, die bei andauerndem Konsum auftreten können. Dazu zählen vor allem Stimmungsschwankungen, Angstzustände und Depressionen. Und zwar nicht erst wenn Du abhängig bist! Wie viele Therapien, jahrelange Arbeit an Deinen Schwierigkeiten hast Du vielleicht schon hinter Dir bei gleichzeitigem Alkoholkonsum? Alkohol kann alles verändern. Unbemerkt, schleichend, hinterrücks kann er Deine Psyche kapern, sich einnisten und in tiefe Schichten Deiner Persönlichkeit eingreifen. DAS ist fatal. Und das solltest Du wissen.

Unabhängig und pur

Du musst nicht erst körperlich abhängig sein oder komplett die Kontrolle über Dein Leben verloren haben. Nimm Dich Ernst! Einfühlsame Selbsterkenntnis, Selbstmitgefühl und Wertschätzung können hier der Schlüssel sein. Frage Dich: Wen sehe ich, wenn ich in den Spiegel schaue? Vertraue ich mir? Bin ich mir selbst treu? Tue ich mir Gutes? Oder verarsche ich mich vielleicht selbst? Gerade in der schnelllebigen Zeit, geprägt von Traumata, Entwurzelung, Konsum und Leistung, bietet Alkohol scheinbar schnelle, günstige, legale und anerkannte Lösungen. Aber sei Dir des Preises bewusst, den Du dafür zahlst. Finde Deinen eigenen Weg und verharre nicht in der Opferrolle. Du profitierst nicht, denn nur wenn Du unabhängig und klar für Dich und Dein Leben Verantwortung übernimmst, kannst Du Dich selbst ermächtigen. Dann hast Du die Chance Dein Leben zu leben – pur, ehrlich und in Deiner ganzen Kraft. Dann kannst Du auch viel eher die nötige Energie und Motivation aufbringen um Deine Schmerzen aktiv zu heilen und Dein Leben bunt zu gestalten. Stellst Du Dir manchmal Fragen wie: Bin ich Alkoholiker*in? Wie viel darf ich trinken? Ab wann ist Alkoholkonsum schädlich? Du brauchst Zahlen und Fakten? Was bringen sie Dir? Wofür brauchst du Rechtfertigungen oder eine Erlaubnis? Wenn Du schon solche Fragen stellst, dann hast Du das Gefühl, es könnte etwas schwierig sein. Dann entscheide für Dich selbst. Schalte Dein Hirn an, bzw. vertrau Deinem Gefühl. Sei unabhängig, nüchtern betrachtet.

Hinterlasse hier gern einen Kommentar dazu, was Du darüber denkst.

Sehr empfehlenswert sind die Programme und Podcasts von Natalie Stüben über Alkohol: Startseite – Ohne Alkohol mit Nathalie Stüben (oamn.jetzt)

1Alkoholkonsum in Deutschland: Zahlen & Fakten – Bundesgesundheitsministerium