In unterschiedlichen Lebensphasen ist es mal mehr mal weniger wichtig zu erforschen wer Du eigentlich bist. Dieser Artikel handelt von verschiedenen Formen von Identität, sowie Selbst-, und Fremdwahrnehmung .

„Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“
Beliebt und bekannt bei Zusammenkünften verschiedenster Art ist das Ratespiel „Wer bin ich?“: Du bekommst einen Zettel auf die Stirn geklebt, auf dem der Name einer Person, Figur oder ähnlichem steht. Durch stellen der „richtigen“ Fragen kannst Du dahinter kommen, wer Du bist. Zum Beispiel könntest Du fragen „Bin ich berühmt?“, „Bin ich weiblich?“ und vieles mehr. Und die anderen Mitspieler sagen „Ja“ oder „Nein“. Wie ist es aber, wenn Du ganz allein vor der Frage stehst „Wer bin ich?“. Vor der Frage nach der eigenen Identität. Vor der Frage danach, was Dich ausmacht, was Dich einzigartig macht. Berühmt? Weiblich? Und Du hast keine Mitspieler, die Dir Fragen beantworten. Und was sind die „richtigen“ Fragen? Vielleicht kommt die Frage auf: Was bedeutet das eigentlich alles?
Identität hat viele Gesichter
In der Wissenschaft werden mindestens 8 verschiedene Formen von Identität unterschieden, zum Beispiel kulturelle Identität, oder auch soziale Identität. Die Frage „Bin ich weiblich?“ soll wahrscheinlich Geschlechtsidentität erfragen.
Aber was ist überhaupt Identität? Per Definition bedeutet Identität vor allem Echtheit und Innere Einheit. Bist Du echt? Bildet Dein Inneres eine Einheit? Hier wird es knifflig. Wenn Du nicht beide dieser Punkte mit „Ja“ beantworten kannst – hast Du dann keine Identität? Vielleicht eine Identitätsstörung? Vielleicht. Wahrscheinlich aber nicht.
Identität – mehr als die bloße Summe ihrer Teile
Jeder Mensch besteht aus vielen Teilidentitäten. Verschiedene soziale Rollen, die je nach Kontext mehr zum Tragen kommen. Im Verlaufe eines Tages bist Du vielleicht Mutter, Angestellte, Künstlerin, Geliebte, Deutsche, Tochter… Du betreibst Patchworking, indem Du die verschiedenen Teile zusammenfügst zu der Person, die Du bist. Die Frage „Wer bin ich?“ mit dem Zusatz „- und wenn ja wie viele?“ scheint also durchaus berechtigt. Wie entstehen also die ganzen Teilidentitäten? Mit einigen Teilen bist Du wohl auf die Welt gekommen, zumindest was genetische Anlagen betrifft. Wusstest Du dass Menschenbabys so unfertig auf die Welt kommen, dass sie das erste Lebensjahr quasi in das Nervensystem der Mutter integriert sind, um überhaupt überleben zu können? Wir können fast gar nichts. Umweltfaktoren haben einen großen Einfluss auf den weiteren Verlauf unserer Identitätsbildung. Das bedeutet die Bezugspersonen, Erziehung, aber auch Werte und Normen der Gesellschaft in die Du hineingeboren wurdest.
Konsistent und kohärent
Im Laufe Deiner Entwicklung bildet sich also Deine Identität immer mehr aus. Wird konsistenter und kohärenter. Meint: stabil, beständig, zusammenhängend und in sich stimmig. Manchmal fühlst Du Dich so. Oftmals aber auch gar nicht. Oder es fühlt sich sogar an als ob sich einzelne Teile in Dir bekriegen. Es kann auch eine Lebensaufgabe sein scheinbar gegensätzliche Teile der Identität zu einem Ganzen zusammenzufügen. Falls es Dir gelingt bleibt die Frage: Was sehen die anderen?
Selbst-und Fremdwahrnehmung
Deine Antworten auf die Frage „Wer bin ich?“ müssen nicht übereinstimmen mit der Wahrnehmung anderer Menschen. Dein Selbstbild entsteht aus der Kombination von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Aber auch dieses Bild ist nicht statisch und es besteht eine Wechselwirkung zwischen dem wie Du Dich wahrnimmst und wie Dich andere wahrnehmen. Mehr dazu ein andermal, nur soviel: Wie viel der Fremdwahrnehmung hat etwas mit Dir zu tun? Ist das was ein anderer Mensch wahrnimmt nicht vor allem Teil des anderen? Kann das was Du bei anderen auslöst Deine Identität bestimmen? Und entscheidest Du am Ende vielleicht selbst wer Du bist? Dann würde sich die Suche und das Forschen erübrigen.
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